Viele Jahre bevor ich mich intensiv dem Thema Trauma und dort speziell dem Bereich Bindungs- und Entwicklungstrauma zuzuwenden begann, fand das Buch mit dem Titel „Berühren heißt leben – Warum wir ohne menschliche Nähe und Zuneigung nicht leben können“ von Mariana Caplan seinen Weg zu mir.
Es ist mir in Erinnerung geblieben und kommt mir, seitdem ich es zum ersten Mal gelesen haben, immer mal wieder in den Sinn. Besonders bewegend war für mich zu lesen, dass Berührung tatsächlich essenziell für unser Leben ist. Essenziell bedeutet lebensnotwendig.
An dieser Stelle sei ein grausiges Experiment aus dem 13. Jahrhundert erwähnt, „…bei dem der Stauffenkaiser Friedrich 2. die Ursprache der Menschheit herausfinden wollte, zeigte deutlich, dass zärtliche Berührung und ein gewisses Maß an Zuwendung und Körperkontakt für Babys sogar überlebenswichtig ist: eine bestimmte Anzahl Babys wurden gleich nach der Geburt von ihren Müttern getrennt und zur Versorgung an Ammen übergeben. Diese wurden angehalten, die Babys lediglich zu füttern und zu säubern. Jeder weitere Kontakt, jede Zärtlichkeit oder auch nur ein liebevolles Wort war den Ammen strengsten verboten.
Das Experiment schlug gründlich fehl, da sämtliche Kinder nach kurzer Zeit starben.“ Durch dieses Experiment wurde erschreckend offensichtlich, „dass nicht nur ausreichende Nahrung und regelmäßiges, frisches Wickeln zu den Grundbedürfnissen eines Säuglings gehören, sondern auch der Hunger nach liebevollem Kontakt gestillt werden muss.“ (Quelle: FAQ gofeminin, 2005)
Zu dieser Erkenntnis passt auch der der Untertitel des Buches von Marina Caplan, der lautet: Warum wir ohne menschliche Nähe und Zuneigung nicht leben können.
Das behandelt Marina Caplan in ihrem Buch ausführlich. Berührung und Zuwendung sind zu Beginn und in den ersten Jahren unseres Lebens also überlebenswichtig. Genauso wichtig wie essen, trinken und schlafen.
Mariana Caplan behandelt dieses Thema sehr eingänglich. Sie benennt in ihrem Buch auch missbräuchliche Formen von Berührung, aber vor allem zeigt sie Wege der Heilung auf. Bei der Berührung wieder eine zentrale Rolle einnimmt.
Im Vorwort des Buches steht: „Die ganze Welt sollte dieses Buch lesen, denn es bringt eine Botschaft der Heilung ….. vor allem für jene von uns, die in den ersten Jahren ihres Lebens im Stich gelassen wurden und die Narben jenes beschwerlichen Missgeschicks tragen, das man das „Großziehen“ oder „Aufziehen“ des Kindes nennt.“ (Ashley Montagu)
Für diejenigen Leser, die diese Zeilen berühren und die tiefer in das Thema eintauchen möchten, gebe ich diese Leseempfehlung hier weiter.
Nun möchte ich zum Schluss dieses Beitrages noch einen Bogen schlagen zum Thema Selbstregulation. Im ersten Blogbeitrag behandelte ich in diesem Zusammenhang auch die Bedeutung von Ressourcen. Hier möchte ich noch einmal daran erinnern, dass Berührung, und auch Selbstberührung, im Rahmen der Wiedererlangung der Selbstregulation als hilfreiche Ressource eingesetzt werden kann.
Von Herzen,
Marita Imkamp